Die erregenden Abenteuer eines Münchner Arztes in der Wüste, zwischen arabischen Rebellen, europäischen Geiseln und der leidenschaftlichen Liebe zweier Frauen. Das Schicksal eines Antihelden vor dem Hintergrund aktuellen Geschehens.
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Zuerst schwankte die Frau ein wenig, griff sich mit beiden Händen ans Herz, taumelte gegen die Mauer, die einen Vorgarten von der Straße trennte, und blieb dann stehen.
Sie trug ein weißes Kleid, mit großem rotem Mohn bedruckt, kurz und eng anliegend. Ihre langen schlanken Beine waren braun gebrannt. Ihr Gesicht war nicht erkennbar - eine Flut loser schwarzer Haare verdeckte es wie ein Schleier.
Ettore Luca, der zufällig aus dem kleinen Zelt blickte, das die städtischen Kanalarbeiter über einen offenen Gully aufgebaut hatten, verschwand sofort wieder und stieß seinen Kollegen an, der gerade aus der Tiefe heraufkletterte, nach Kloake stinkend, einen Lötkolben unter dem Arm.
"Draußen Frau ...", sagte Ettore und fuchtelte mit den Händen herum. "Steht an Mauer ..."
"Ihr habt wohl nur Weiber im Kopf, was?" Sepp Kranzler warf den Lötkolben weg und zeigte auf ein Seil, das im Gully verschwand. "Zieh den Eimer hoch, Itacker!"
"Frau macht so ..." Ettore Luca deutete ein Schwanken an und hob den Zelteingang auseinander. "Da - Frau krank ..."
"So'n Blödsinn!" Sepp Kranzler steckte den Kopf heraus und blickte über die Straße. "Tolle Puppe,", sagte er und kratzte sich den Kopf. "Aber krank ist die nicht. Besoffen ist se! Klar? Chianti gluckgluck! Am hellichten Tag besoffen! Los, zieh den Eimer hoch! Mich kotzen besoffene Weiber an."
Die Frau taumelte weiter, hielt sich an der Mauer fest und warf den Kopf in den Nacken. Sie riß den Mund weit auf wie eine Erstickende, knickte dann in den Beinen ein, drehte sich zeitlupenhaft und rutschte mit dem Rücken an der Mauer abwärts.
"Sieh dir das an!," sagte Sepp Kranzler knirschend, als legte sich seine eigene Frau auf die Straße. "Randvoll! Sauerei."
Die Frau sag jetzt auf dem Asphalt und breitete die Arme aus, als wolle sie Himmel und Erde umfassen. Ihr Kopf fiel nach vorn auf die Brust. Sie blieb sie auf der Straße sitzen, mit geschlossenen Augen, fahler Blässe im Gesicht und einem verzerrten Mund, der sehr schön sein mußte, wenn er lächelte.
Empfohlener Preis |
5,00 € |
Seitenanzahl |
248 |
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Gelesen |
Ja |
Standort |
Bücherei in Steinheim |
Eigentümer |
Klaus Kiss |
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