Luka stand in der Seitenkulisse und starrte mißmutig auf die große Bühne. Einen Frack trug er, zum erstenmal in seinem Leben, und er hatte sich dagegen gesträubt wie ein junger Hengst gegen das erste Halfter. »Muß es sein, Täubchen?« hatte er schließlich gejammert und die Hände gerungen, die aussahen wie Bärentatzen, aber nicht wie die Hände eines normalen Christenmenschen. Behaart waren sie wie der ganze mächtige Kerl, dieser Turm aus Fleisch und Knochen, unter dem die Dielen zitterten, wenn er auftrat.
Ja, so war's. Luka war mißmutig. Der steife Kragen drückte auf den Kehlkopf, die weiße Schleife verrutschte bei jedem Atemzug, und richtig zu atmen wagte Luka auch nicht, denn dann krachte die steif gestärkte Frackhemdbrust und schien auseinanderzuplatzen. Zum Teufel war's schon mit dem Vornehmsein. Und was das Allerschlimmste war...er hatte sich rasieren müssen! »Luka !« hatte das Täubchen gesagt. »Wir sind jetzt in Paris, in einer freien Welt. Da gibt es keine Taiga und keine Füchse, die man wochenlang durch den Schnee verfolgt. Verstehst du? Also sei anders und rasiere dich...«
Der Coiffeur, auf dessen Sessel sich Luka klemmte, bedauerte, keinen Fotografen zur Hand zu haben. Es hätte ein wundervolles Reklamebild gegeben...vorher - nachher...aus einem Tier wird durch eine fachgerechte Rasur ein Mensch...
Nur Luka sah es nicht ein...
Empfohlener Preis |
5,00 € |
Seitenanzahl |
394 |
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Gelesen |
Ja |
Standort |
Bücherei in Steinheim |
Eigentümer |
Klaus Kiss |
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