Raubritter - das erschröckliche und geheime Leben der Heckenreiter und Wegelagerer
Niklas Frank
Marixverl. (2005)
In Sammlung
#164
0*
Literatur
Hardcover 9783865390349
Produktbeschreibungen
Aus der Amazon.de-Redaktion

Als akribisch recherchiertes "Lesebuch über die unfeinen Herren in Rüstung und Harnisch" preist es der Verlag an. Zehn Jahre lang soll der stern-Reporter Niklas Frank in zahlreichen klein- und großstädtischen Archiven gestöbert haben, um den von der Geschichtswissenschaft ignorierten "adeligen Halunken", die plündernd und mordend das spätmittelalterliche Heilige Römische Reich unsicher machten, ein Denkmal zu setzen. Ob nun Sachbuch oder Roman -- dies lässt sich mit Gewissheit nicht sagen --, das Ergebnis ist wahrlich ein seltenes Machwerk, um nicht zu sagen eine Zumutung.
Schon Zeit seines Lebens soll Niklas Frank die Geschichte der deutschen Ritter und Raubritter umgetrieben haben, ist auf der Autorenseite zu erfahren. Hier wurde anscheinend ein Bubentraum ausgelebt. Nur unter dieser Annahme ist es erklärlich, weshalb sich ein 63-Jähriger mit an Infantilität grenzender Begeisterung vor allem das "erschröckliche und geheime Leben der Heckenreiter und Wegelagerer" ausmalt, die historischen Hintergründe und sozialen Ursachen des Raubritter-Phänomens -- übrigens eine neuzeitliche Wortschöpfung, worauf nirgendwo eingegangen, allenfalls en passant behandelt wird.

So besteht das Buch aus einem einzigen Hauen und Stechen, Foltern und Metzeln, Fluchen und Wehklagen, dass einem das Hören und Sehen vergeht. Getreu nach dem Motto: je drastischer desto typischer. Schließlich spielt sich ja alles im Mittelalter ab, und da muss es ja unbedingt finster und barbarisch zugehen. Mit der Folge, dass sich einem der Magen umdreht, wenn der berühmt-berüchtigte Thomas von Absberg mit Spitznamen "Handabhacker" seine Opfer mit dem Schwert malträtiert, bis ihnen "gelbes Knochenmark" aus dem Armstumpf rinnt, um nur eine der unzähligen Abscheulichkeiten zu nennen, in denen Frank mit sadistischer Lust am Detail schwelgt. Aber fast noch unerträglicher wird es, wenn er beim dichterischen Talentnachweis in pseudomittelalterlichen Duktus verfällt und dabei in der Schlacht die "Pferdepaare in Pirouetten drehen", "nervöse Aufregung über den Kampfplatz flimmern" oder den Blutstrahl "raketengleich aus dem Hals" schießen lässt. Schröcklich das Ganze! --Roland Detsch -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.


Weitere Einzelheiten
Dewey 943
Empfohlener Preis 4,95 €
Seitenanzahl 443
Höhe x Breite 210  mm
Persönliche Details
Gelesen Nein
Standort Bücherei in Ochsenberg
Eigentümer Klaus Kiss
Links Amazon.de
Amazon.com
Amazon.co.uk
Amazon.fr
Amazon.ca
Notizen
Perlentaucher.de
Buchnotiz zu : Die Zeit, 13.06.2002
Raubritter waren der Geschichtswissenschaft bisher nur wenige Worte wert, weiß Norbert H. Ott. Allein schon deswegen hält der Rezensent Niklas Franks "prall und farbig" erzählte Abhandlung über das "geheime Leben der Heckenreiter und Wegelagerer" für einen "Glücksfall". Berichtet werde über die "unglaubliche Brutalität" dieser "paradigmatischen Gestalten einer historischen Umbruchsituation", aber auch darüber, wie selbstverständlich in damaligen Zeiten ein brutaler Umgang mit den Mitmenschen gewesen ist, so Ott. Der glaubt zwar nicht, dass Franks Betrachtung unter Historikern auf große Zustimmung stoßen wird, findet es aber akzeptabel, wenn "fragmentarisches Wissen" mit "farbigen" Vermutungen bereichert werde. Zwischen "fact und fake" wisse Frank jedenfalls "brillant" und "grandios" "hin- und herzuspringen".